Weltfrauentag

violett, stark, kraftvoll, Feld

Weltfrauentag und was dieser bedeutet.

Ich gestehe, dass ich, obwohl ich eine Frau bin, bis gestern Vormittag weder Bezug noch Haltung zu diesem Tag habe. Um ehrlich zu sein, wusste ich bis zu meiner gestrigen Recherche nicht mal, um was es an diesem Tag überhaupt geht oder welchen Ursprung er hat. Ich verspürte lediglich einen gewissen Widerstand, weil sich für mich etwas komisch daran anfühlt…

Jetzt, wo ich um den politischen Hintergrund dieses Tages weiß, wage ich darum eine Annäherung an diesen Tag. Entsprechend den zwölf Rauhnächten widmet sich der Monat März der Herzenergie und dem Gleichgewicht zwischen Herz und Verstand. Astrologisch wird der Monat dem 3. Lebensprinzip und dem Zeichen Zwillinge zugeordnet. Und wenn ich in dieser Dualität aus Herz und Verstand, linker und rechter Gehirnhälfte oder  Anima und Animus den 8. März betrachte und mich frage, wie es um mein ganz persönliches inneres Gleichgewicht bestellt ist, dann weiß ich sofort, was mich am „Weltfrauentag“ stört:
Es sind die Rosen, die das hiesige Brillenfachgeschäft in der Fußgängerzone an die weiblichen Passanten verteilt, während in anderen Teilen der Welt Frauen durch Vergewaltigung mit HIV infiziert werden. Es sind die rosa Girl-Power-Kampagnen, die der Drogerie-Riese startet, während woanders Frauen, die noch nicht mal wirkliche Frauen sind, in Kinderehen gezwungen werden und keine Chance auf Bildung haben. Es ist dieses Wohlfühl-Weiblichkeits-Getue der wohlgenährten Schicht an diesem Tag, während woanders Frauen nicht mal das Recht haben, frei auf die Straße zu gehen! Mit der kommerziellen Überfrachtung und Nutzung dieses Tages geht das Bewusstsein dafür verloren, um was es wirklich geht.


Der Muttertag in seiner ursprünglichen Bedeutung hat eine ähnliche Entwicklung erfahren, dabei ist doch völlig klar: Eine Mutter, die um ihren Platz in der Familie und ihren Wert weiß, braucht keinen festen Tag im Kalender, an dem ihr dies von ihrem Mann und ihren Kindern bestätigt wird! Nur eine Frau, der es daran mangelt, legt großen Wert auf diesen künstlichen Zirkus im Mai, an dem sie einen Tag lang einfordern kann, was ihr sonst freiwillig nicht entgegengebracht wird.
Und damit sind wir schon mitten im Thema: Welchen Platz nehmen Frauen in der Welt und der Gesellschaft ein? Und welchen Platz im eigenen Leben?

Im Kern steht der Weltfrauentag für eine wirklich wichtige Sache – im Außen. Er steht für Gleichberechtigung von Frauen, für Freiheit und Wahlrecht, politisch wie im übertragenen Sinn. Dass wir heute wählen gehen können, den Führerschein machen, arbeiten gehen oder ein eigenes Bankkonto haben dürfen, sind nämlich relativ neue Errungenschaften, für die starke Frauen mit hohem Einsatz gekämpft haben. Dass wir Frauen aber noch immer in manchen Feldern benachteiligt sind – wir haben weniger Chancen im Beruf, verdienen weniger Geld, etc. – ist die eine Sache und es gibt ja durchaus Versuche, etwas zu verändern, z.B. durch die Frauenquote oder die Möglichkeit, nach der Geburt eines Kindes wieder an den alten Arbeitsplatz zurückkehren zu dürfen. Inwieweit diese Maßnahmen authentische Weiblichkeit und benachteiligungsfreies Frau-Sein ermöglichen, steht auf einem ganz anderen Blatt.
Am Ende aller Versuche und Veränderungsversuche im Außen müssen wir trotzdem auch nach Innen schauen, denn jede nachhaltige Veränderung hat dort ihren Ursprung. Und gerade bei dem Thema Gleichberechtigung können wir wunderbar dort ansetzen, denn wir bestehen nicht nur zu gleichen Teilen aus Vater und Mutter, wir tragen auch sowohl einen Animus wie eine Anima in uns, und beide wollen gelebt und gesehen werden. Natürlich haben wir als Frau einen weiblichen Teil, den es zu erforschen und authentisch auszudrücken gilt. Genauso existiert in uns aber auch ein männlicher Teil, der gesehen und gelebt werden möchte.

Darum ist doch die Frage: Welchen Platz nehme ich als Frau in meinem eigenen Leben ein? Wer schreibt das Drehbuch meines Lebens? Wie steht es um meine innere Balance zwischen Mann und Frau? Welcher Teil dominiert denn den anderen? Welchen Teil kompensiere ich im Außen? Bin ich so sehr damit beschäftigt, im Außen „meinen Mann“ zu stehen, dass meine weibliche Seite dabei verkümmert? Oder überbetone ich meine Anima, werfe dabei meinen männlichen Teil in Form von Tat- oder Entscheidungskraft über Bord und hoffe stattdessen darauf, dass ein Mann im Außen diese Fähigkeiten für mich lebt? Mit welchem meiner inneren Teile fühle ich mich stärker verbunden? Von welchem vielleicht teilweise oder vollständig getrennt? Und vor allem: Wie gelingt es mir, DORT Gleichberechtigung zu schaffen und eine Balance herzustellen, die mich frei macht und wachsen lässt?

Und das wiederum sind Fragen, die ich mir nicht nur am 8. März stellen möchte.

Lasst uns darum alle mehr Wertschätzung für beide Teile IN UNS entwickeln. Und dann damit nach Außen gehen und sie auch in den Menschen sehen und wertschätzen, die uns begegnen!

Herzensgrüße,

Jessica

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